Juni 2010 zu warm, zu trocken und ausserordentlich gewitterarm

Manch einer mag die ‹kühle› erste Hälfte des Junis in Erinnerung haben. Viele haben gestöhnt, es sei ungewöhnlich kalt und sich gefragt wo denn der Sommer bleibe.

Lässt man sich aber statt von Gefühlen von unbestechlichen Zahlen leiten, zeigen die ein anderes Bild. Der Juni war in Muri bei Bern mit rund 2.1 °C Abweichung deutlich zu warm. Regen fiel mit knapp 80 mm auch nur gut 60%. Die Sonnenscheindauer mit etwas über 200 h war hingegen ziemlich genau im Mittel. Die Temperaturabweichung war nicht erst durch die heisse zweite Monatshälfte gegeben. Das Wetter präsentierte sich in der kühlen Phase eben auch nicht so kühl, sondern selbst dann leicht zu warm! So können Gefühle täuschen. Die letzten Jahre waren geprägt von sehr warmen Sommerphasen. Dies bleibt in Erinnerung, und so meint mancher die Sommer müssten bei uns immer heiss sein und vergisst, dass wir uns nicht in Süditalien sondern in der gemässigten Klimaregion der Schweiz befinden wo kühle Phasen im Sommer dazu gehören.

Auch in der übrigen Schweiz war der Juni zu warm. In den meisten Teilen auch zu trocken. Im östlichen Mittelland und teilweise auf der Alpensüdseite waren die Niederschlagssummen überdurchschnittlich. Für den Osten ist dies vor allem auf ein Ereignis am 17.-18. Juni 2010 zurückzuführen wo an einzelnen Orten Regenmengen fielen die dem Monatsdurchschnitt entsprechen. Vom 12. – 22. Juni dauerte die Schafskälte an mit kühlem und trübem Wetter. Diese Wettererscheinung tritt regelmässig zu dieser Zeit auf. Dass es teilweise bis unter 1000 m schneit ist dabei nichts aussergewöhnliches. Schnee gab es dieses Jahr während dieser Zeit nicht sonderlich viel in den Bergen. Vor allem in der Westschweiz blieb es bei einem Schäumchen.

Was zudem auffällt ist die Gewitterarmut in der ersten Jahreshälfte. Ich kann mich nicht erinnern, je ein Jahr erlebt zu haben, wo ich so wenige Gewitter in der ersten Jahreshälfte beobachtet hatte. Die beobachteten Blitze am Tag lassen sich an einer Hand abzählen, in der Nacht war es sogar eine Nullnummer. Letztes Jahr waren um diese Zeit schon einige Blitzbilder im Kasten. Dass es wenige Gewitter gab, liegt an den stabilen Grosswetterlagen. Zuerst war es eher kühl mit wenig Konvergenz. Niederschläge waren mehr stratiform. Dann wurde es heiss, aber auch trocken. Die Feuchtigkeit fehlte zur Gewitterauslösung oder es gab keinen Trigger. Das trockenwarme Wetter wird auch in den kommenden Tagen anhalten. Ausser ein paar vereinzelten Wärmegewittern ist nicht viel zu erwarten. Die Saison ist ja noch lang und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt doch noch ein paar schöne Gewitter erhaschen zu können.