Wo bleibt der Sommer?

In der letzten Zeit hört man überall Leute klagen über den schlechten Sommer und manche sehnen sich nach einem «richtigen» Sommer. Wo bleibt denn bloss der Sommer? – Er ist viel näher als mancher denkt.

Ob ein Sommer «gut» oder «schlecht» ist empfinden wir über die Temperatur, die Sonnenscheindauer und den Niederschlag. Ein «richtiger» Sommer soll heiss und sonnig sein und mit möglichst wenig Niederschlag aufwarten. Doch ist dies wirklich ein richtiger Schweizer Sommer?

Temperatur Betrachten wir zuerst die Temperatur der ersten zwei Sommermonate Juni und Juli. Gemäss den Klimakarten der Meteoschweiz war der Juni Im Mittelland verbreitet bis zu 2°C zu warm. In den Alpen lag der Temperaturüberschuss noch höher. Es gab keinen Ort der Schweiz wo er zu kühl ausgefallen wäre. Der Juli präsentierte sich etwas kälter. Trotzdem lag die Temperatur im Mittelland ziemlich genau im Schnitt, in den Alpen und weiten Teilen des Tessins war es zu warm. Zumindest temperaturmässig haben wir also einen richtigen Sommer, sogar etwas zu warm. So wie sich der Juli präsentierte würde eigentlich ein Schweizer Sommer aussehen.

Temperaturanomalie im Juni und Juli 2012. Quelle Meteoschweiz

Sonnenscheindauer Der Juni zeigte sich bezüglich Besonnung ziemlich ausgewogen. Im Mittelland war es leicht zu sonnig, im Jura den Alpen und dem Tessin lagen die Sonnenstunden im Schnitt. Einzig im Nordtessin und westlichen Bündnerland lag ein geringes Sonnenscheindefizit vor. Der Juli hingegen war etwas weniger sonnig. Nur entlang der Rhone und im Südtessin wurde ein Sonnenüberschuss verzeichnet. Das Mittelland lag ziemlich gut im Schnitt, in den Alpen und insbesondere im Bündnerland versteckte sich die Sonne jedoch zu oft. In der Summe bleibt trotzdem in weiten Teilen der Schweiz ein Sonnenüberschuss übrig.

Anomalie der Sonnenscheindauer im Juni und Juli 2012. Quelle Meteoschweiz

Niederschlag Der Juni war vor allem in der östlichen Hälfte der Schweiz und im Jura zu nass. In den Westalpen und dem Südtessin jedoch zu trocken. Der Juli hingegen war mehrheitlich zu trocken. Einzelne Gewitterzüge führten zu einem Niederschlagsüberschuss im Raum Basel, Zürich, Teile des Wallis und dem Nordtessin. Im Jura und dem Bündnerland war es leicht zu nass.

Anomalie der Niederschlagssumme im Juni und Juli 2012. Quelle Meteoschweiz

Lässt man noch den Mai in die Betrachtung einschliessen, da dieser Monat den Sommer quasi einläutet und einen ersten Eindruck verschafft, dann öffnet sich uns hier das Bild eines deutlich zu warmen, zu trockenen und zu sonnigen Monats.

Fazit Dieser Sommer liegt bisher ziemlich gut im Schnitt. So sieht der Schweizer Sommer aus. Woher kommt nun das Bild des schlechten Sommers? Die letzten Jahre waren die Sommer stets zu warm, mehrheitlich zu sonnig und eher zu trocken. Manch einer nimmt sogar den Extremsommer von 2003 als Referenz. Es gab schon lange keinen Sommer mehr der zu kalt gewesen wäre. Um im Schnitt zu bleiben, wäre aber auf einen zu warmen Sommer ein ebenso zu kalter nötig. Um noch die Frage zu beantworten wo der Sommer denn nun ist – Er ist hier bei uns.